Sonntag, 13. April 2008
Fussball in der Konsenskultur
Gestern abend war ich zum zweiten Mal bei Rosenborg Trondheim, diesmal zu einem Ligaspiel. Wieder hat RBK verloren, dabei hatte man mir doch versprochen, dass hier sozusagen der FC Bayern von Norwegen spielt. Die Niederlage allerdings geht völlig in Ordnung. Und generell scheint der Norwegische Fussball doch etwas anders zu sein als der deutsche: man hat sich lieb!

So wie hier ja alles irgendwie auf Konsens aufbaut, so ist es auch beim Fussball. Die Fans haben sich lieb, es gibt keine Zäune zwischen Kurve und Feld, und weil der Norweger (die NorwegerIn) es sich leisten kann, gibt es auch nur Sitzplätze (auf denen dann - mal abgesehen von der "harten" Fankurve dann auch wirklich gesessen wird). Die Spieler foulen sich fast gar nicht und wenn, dann nur durch Trikotzupfen. Klingt erst mal gut, raubt dem Spiel aber irgendwie auch Dynamik. Gelbe Karten bekommt, wer sich schlecht benimmt (also zum Beispiel Widerworte gibt, wenn der Schiri was will, den Ball wegschlägt oder als Torwart der führenden Mannschaft zu lange das Spiel verzögert). Wenn man sich im Strafraum zu nah an einen Gegenspieler stellt und ihr theoretisch berühren könnte, wird Elfmeter gepfiffen. Ist die gegnerische Mannschaft mit einem gegebenen (geschenkten?) Elfmeter nicht einverstanden, verschiesst sie fairerweise kläglich. Befindet man sich im Strafraum so nah am Gegner, dass man ihn wirklich berührt (wenn auch nicht wirklich feste) gibt es einen Strafstoss UND eine rote Karte. Irgendwofür müssen die Dinger ja gut sein, denn Fouls gibt's ja eigentlich keine. Böse schon gar nicht. Nach diesen Regeln würde in der Bundesliga jedes Spiel durch ungefähr 15 gegebene Elfmeter und 11 Platzverweise 7:6 ausgehen, bei verbliebenen 6:5 Spielern. Kein Wunder also, dass RBK den Kulturschock Europapokal oder gar Championsleague dadurch zu vermeiden trachtet, gleich von Anfang an in der Saison klar zu machen, dass nun mal die anderen dran sind und RBK sich zur Abwechslung mal mit dem Abstieg beschäftigt. Wobei es sowas böses wie Abstieg in Norwegen sicherlich gar nicht gibt, nehme ich an.

Ach ja, am Samstag habe ich hier zufällig den Bauernmarkt entdeckt (muss ich mal rauskriegen, wie oft der ist). Dort habe ich gleich zwei leckere Käse gefunden, die zwar auch ar...teuer waren, aber im Gegensatz zum Supermarktkäsesurrogat ersten ökologisch und zweitens ausgesprochen köstlich sind. Sie können es also doch, ziehen es allerdings vor, den normalen Konsumenten mit käseähnlichen Produkten abzuspeisen, während die wirklichen Schätzchen irgendwo über geheime Vertriebskanäle an die Kenner gebracht werden. Nicht dass nachher irgendsoein Wohnwagentourist noch aus Versehen guten Käse kauft. Aber die haben ja normalerweise sowieso ihren ganzen Wagen voll mit deutschem Aldi-Fraß, was sie hier nicht unbedingt beliebter macht ("Wenn die schon mit den bescheuerten Wohnmobilen unsere schönen engen Straßen verstopfen, dann sollen sie doch wenigstens auch bei uns einkaufen.").

Wie ihr an der Uhrzeit und am Wochentag erkennen könnt, habe ich (nach nur 6 Wochen) nun endlich Internet und einen Festnetztelefonanschluss. Mal sehen, welche unvorhersehbaren Hürden sich nun noch auftun können. Meine Steuererklärung 2007 habe ich ja schon abgegeben...

Beste Grüße,
Christian