Dienstag, 25. März 2008
Osterbräuche in Norwegen
Hallo liebe TagebuchleserInnen,

da im Moment ja Silke hier in Norwegen ist, komme ich nicht wirklich viel dazu, mein Tagebuch zu pflegen. Trondheim zeigt sich bei Silkes Besuch von seiner besten Seite, an den beiden ersten Tagen hat es geschneit und seit dem scheint ununterbrochen die Sonne. Wir sind schon ganz im Stress vor lauter Wanderungen, die wir bei dem schönen Wetter natürlich unbedingt machen müssen. Fotos gibt es die Tage, momentan habe ich die nicht dabei.

Lustig sind allerdings die norwegischen Osterbräuche. In der Woche vor Ostern ist eigentlich schon kein Mensch mehr am Arbeitsplatz, die Busse fahren nur noch nach Samstagsfahrplan und am Mittwoch vor Ostern arbeitet man nur bis 12:00. Entsprechend machen die Geschäfte auch schon früh zu. Am Donnerstag ist dann schon Feiertag, am Freitag sowieso, am Samstag haben (mit wenigen Ausnahmen) nur die Lebensmittelgeschäfte auf, am Sonntag und Montag ist dann wieder frei und am Dienstag geht dann langsam die Arbeit wieder los. An den Feiertagen fahren die Busse entweder nach einem Sonntagsfahrplan oder sogar nach einem noch ein geschränkteren Spezialfahrplan, was aber nicht jeder Norweger weiß.

Eigentlich braucht man auch keine Busse, denn zu Ostern sind eigentlich alle NorwegerInnen auf der Hütte oder im Schnee. In der Stadt ist sowieso kein Mensch. Gestern abend dann kamen plötzlich alle wieder und man hat tatsächlich auch im Wohngebiet wieder Menschen gesehen.

Eigentlich wollten wir einen Ausflug in eine kleine berühmte Stadt machen (Röros), was allerdings daran gescheitert ist, dass wir keinen Bus in die Stadt bekommen haben, der uns rechtzeitig zum Zug gebracht hätte. Letztendlich war es auch ganz gut so, denn in Trondheim war es so -5 bis 0 Grad tagsüber (nachts momentan -15), in Röros (im Inland) war es bis zu -32 Grad. Da hätten wir dann doch gefroren :)

Beste Grüsse aus dem Winterparadies,
Christian & Silke

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Montag, 17. März 2008
Nun habe ich ein Badezimmer
Schliesslich regelt sich doch noch alles. Ich habe nun ein Badezimmer mit funktionierender Dusche, meine Wohnung ist komplett eingerichtet, sogar die Bilder hängen schon an den Wänden und in 1,5 Stunden ist Silke hier. Ich werde mich gleich mal auf den Weg zum Bahnhof machen, um sie abzuholen.

Heute daher nur ein kleiner Blogbeitrag, diesmal über soziale Konventionen. In Norwegen ist es nämlich so: Man lässt gerne und überall Licht brennen. Das liegt zum einen wohl an der Dunkelheit im Winter, zum anderen aber auch daran, dass Strom hier mal extrem billig war (und auch verglichen mit Deutschland immer noch ist, denn eine KWh kostet ungefähr ein Drittel des deutschen Preises). Der Trondheimer Strom ist auch zu 100% Wasserkraft, behaupten zumindest die Stadtwerke.

Spannend ist, was passiert, wenn man mit deutscher Stromsparmentalität hier auftritt und immer alle Lampen löscht, die man gerade nicht benötigt. Dann nämlich erfährt man den sanften Druck der in diesem Falle Vermieter, die in verschiedenen Kontexten immer wieder darauf hinweisen, dass es vernüftig ist, Lampen einfach brennen zu lassen. Natürlich könnte ich das selbst entscheiden, aber vernünftiger ist es doch, weil

1) die Lampen sonst vom vielen An- und Ausschalten kaputt gingen :)
2) Die Energiesparbirnen sowieso kaum Strom bräuchten und
3) Eine Wohnung ohne Licht an sofort von Einbrechern ausgeräumt wird (jaja, die Kriminalitätsrate in Trondheim ist schon extrem).

Sehr niedlich, dass die eigentlich ziemlich ökomässigen Vermieter das Lichtausschalten so gar nicht verstehen können.

Ich werde nun wohl oder übel eine oder zwei der am wenigsten energieverbrauchenden Lampen nachts brennen lassen müssen, um nicht gar zu abstrus zu erscheinen....

Ein normaler Norwegischer Haushalt braucht übrigens Silkes und meinen Halbsjahresstromverbrauch in einem Wintermonat weg (allerdings wird auch mit Strom geheizt).

Beste Grüsse aus diesem seltsamen Land,
Christian

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Donnerstag, 13. März 2008
Immer noch die Stolpersteine der Bürokratie
Man erlebt doch ständig neues: Zunächst einmal ist mein Badezimmer immer noch nicht fertig, da die Duschkabine noch "auf dem Lastwagen" steht. Was immer das bedeutet. Bis morgen soll alles soweit sein, man wird sehen.

Der Umzug war noch lustiger als zunächst antizipiert, denn am 4.3. ging das Telefon und meine Spedition teilte mir mit, dass der LKW leider aus unerfindlichen Gründen am Zoll in Oslo festgehalten wurde.

Dann wurde viel telefoniert und ich musste noch ein zweites mal schriftlich bestätigen, dass ich keine Bombe dabei habe und nach 8 Stunden Diskussion hat der Zoll entschieden, dass sie an dem Tag gar nichts mehr entscheiden könnten, und haben sich vertagt. Am nächsten Morgen dann war alles kein Problem mehr und der LKW kam durch. Eigentlich sollten die Sachen am 6.3. mittags bei mir eintreffen, nach dem Tag Sonderaufenthalt rechnete ich also mit Donnerstag abend oder Freitag. Nichtsda: Donnerstag morgen um 6:45 ging das Telefon und der Fahrer kündigte an, dass sie um 7:30 da sein würden, was auch stimmte. Wäre der LKW also nicht am Zoll stecken geblieben, wären die schon einen Tag früher als geplant da gewesen und hätten vor verschlossener Tür gestanden. Nunja, so hatte alles doch nich sein Gutes.

Dann habe ich mir ein norwegisches Mobiltelefon gekauft (war gar nicht so einfach, kein Nokia zu bekommen), denn eine Mobiltelefonnummer ist so ungefähr die zweitwichtigste Nummer, die man in Norwegen braucht. Egal, was man bestellen will, man wird immer nach der Mobilnummer gefragt und deutsche Nummern passen nicht in die Felder. Nun habe ich also ein Telefon und einen Prepaid-Vertrag und wollte den registieren. Also fein angerufen, der Frau (auf Norwegisch) mein Anliegen dargebracht und dann festgestellt, dass ich ohne P-Nummer (ich warte immer noch drauf) leider keine Registrierung am Telefon machen kann. Da musste ich also gestern wieder in den Laden zurück und die mussten dann da anrufen und nach Studium meines Passes mitteilen, dass ich wirklich ich bin. Dann wollte ich heute mein Handy mit etwas Geld aufladen. Leider akzeptiert der Anbieter keine ausländische Kreditkarte. Nun muss ich also entweder wieder meine Kolleginnen anpumpen, oder an einem Geldautomaten die Karte aufladen (dann sind die Gespräche aber 30% teurer). Eine norwegische Kreditkarte bekomme ich aber erst in drei Monaten. Tja, so ist das hier...

Gestern abend war ich auf einem Konzert von Kaizers Orchestra (Norwegens momenatan erfolgreichste Band). Die kannte ich schon aus Deutschland und die sind wirklich klasse. Aus irgendeinem Grund finden hier alle Veranstaltungen sehr spät abends statt (wahrscheinlich weil die NorwegerInnen alle so uuuuunnnnheimlich lange arbeiten :) ). Konzerte fangen also um 22:00 an. Dann erst noch eine Vorband und dann die Hauptband um 22:45. Das heisst also, dass bei Konzertende die letzten Busse schon weg sind und man entweder 1.5 Stunden nach Hause laufen muss oder ein Taxi nimmt, was ungefähr genauso teuer ist, wie das Konzert vorher. Naja, eigentlich fährt man hier wohl zu solchen Gelegenheiten mit dem Rad.

Beste Grüsse,
Christian

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Dienstag, 4. März 2008
Vinteren er tilbake!
Det har snøet veldig mye om natten og nå har vi 25 cm nysnø. Og det.... ooops, jetzt macht mich der Norwegischkurs schon so verrückt, dass ich immer und immer Norwegisch spreche. Nein, Spass beiseite. Schön zu sehen, dass ein relativ kräftiger Wintereinbruch auch die "früher-gab-es-ja-viel-mehr-Schnee-und-das-ist-ja-noch-gar-nichts"-NorwegerInnen mit so viel Schnee in so relativ kurzer Zeit ein wenig überfordert. Heute ist also alles irgendwie zu spät und etwas langsamer. Aber das hat ja auch was. Und wenn die Sonne raus kommt, ist es wirklich schön! Traumwinterlandschaft mit schönem, neuem und vor allem weissem Schnee (nicht so ein graubrauner Matsch wie in den letzten Tagen noch übrig war). Oder wie man hier sagt "Det ser kjempefint ut, skal vi gå ut på tur?".

Beste hilsner fra en ganske riktig nordmann,
Christian

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Montag, 3. März 2008
Umzug...
Hallo nach einiger Zeit mal wieder. Viel unterwegs war ich in den letzten Tagen und ausserdem war auch viel zu organisieren. Erst war ich eine gute Woche in Deutschland bei meinem lieben Mädchen und habe meine Sachen eingepackt, dann bin ich zurück nach Trondheim gereist (mit dem Zug) und hier musste auch einiges an Lehrveranstaltungen vorbereitet und der Umzug eingetütet werden. Am Wochenende bin ich dann mit meinen bisherigen Sachen in das neue Appartment gezogen (welches ohne die vielen Möbel meiner Vormieter noch viel schöner aussieht). Man kann die Berge auf der anderen Fjordseite sehen und wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt, kann man sogar einen winzigen Zipfel vom Meer sehen.

Heute war ich dann brav beim Einwohnermeldeamt und habe meinen Umzug gemeldet und auch gleich noch meine richtige P-Nummer beantragt (leider hatte mir keiner gesagt, dass man die extra beantragen muss, aber bevor ich meine permanente Adresse hatte, hätte das eh nur ein Desaster gegeben). Die diesmal nette Frau dort konnte ich gleich mit meinen wachsenden Norwegischkenntnissen beeindrucken, sodass wir fast die gesamte Konversation auf Norwegisch erledigt haben (nur am Ende bot sie mir dann von sich aus an, Englisch zu sprechen). So herum haben sie es hier also lieber.

Leider wird mein Badezimmer gerade noch renoviert, da der Vermieter beim Auszug der Vormieter festgestellt hat, dass da durch einen Riss Wasser in die Wand gelaufen war. Nun haben die die ganze Wand erneuert und im Laufe der Woche wird wieder gefliest und eine neue Dusche eingebaut. Immerhin habe ich somit ein neu renoviertes Bad (die neue Wand ist trocken, das habe ich gesehen, ist einfacher bei Holzwänden). Einen neuen Kühlschrank und eine neue Waschmaschine haben die Vermieter auch springen lassen. Dafür kann ich ja dann auch mal eine Woche im Fitnesstudio duschen.

Seit vergangenem Donnerstag ist hier in Trondheim internationales Filmfestival (kosmorama) und ich bin jeden Tag mindestens einmal im Kino. Ich habe bereits "Blade Runner - the final cut", "It's a free world", "Lars and the real girl", "Horton hears a who" und "garage" gesehen. Besonders "Lars and the real girl" war toll. Wenn ihr die Gelegenheit habt, unbedingt ansehen! Heute kommt noch "Be kind rewind", morgen "Once" und übermorgen "The Tracy Fragments". Ist auf jeden Fall schon sehr fein, dieses Festival.

Zum Abschluss noch eine kleine Anmerkung aus der Abteilung kulturelle Differenzen: NorwegInnen benötigen offensichtlich weniger "personal space" als Deutsche. Gerne wird in Warteschlangen "gekuschelt". Im Kino setzt man sich problemlos direkt neben andere Leute, auch wenn sonst noch hunderte Plätze frei sind (wenn das eben die besten Plätze sind) und im Bus werden immer restlos alle Plätze besetzt. Ist schon etwas gewöhnungebdürftig für einen platzgewohnten Deutschen :)

so, nun aber wieder an die Arbeit.

Bis bald,
Christian

PS: Meine neue Adresse maile ich euch auf Anfrage gerne zu und Platz genug für Besucher habe ich jetzt auch.

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